Wir leben im Jahr zwei des Fernlinienbusses in Deutschland. Ein Jahr, in dem die Gesetze der Marktregulierung greifen. Wer bleibt dabei, wer springt ab, wer ist auf den falschen Strecken unterwegs, wer hat zu hohe oder zu niedrige Preise? Vor einem Jahr hatten wir im Bus Blickpunkt auf Seite 1 den sensationellen Einstieg von Univers in Szene gesetzt. Zurecht. Die Idee mit Aldi als Vertriebspartner schien genial. Inzwischen ist es um Aldi und Univers ruhig geworden.
Auf der Internetseite www. aldireisen.de sind keine Fernbusreisen mehr im Angebot. In der jüngsten Statistik des Fernbusportals Fahrtenfuchs zum Thema „Die zehn wichtigsten Linien und ihre Anbieter“ sucht man Univers und Aldi vergeblich. Aus dem Hause Univers ist zu vernehmen, dass weiter Univers- Busse auf Fernbusfahrt gehen. Doch wer hat sie gesehen, wer hat sie gezählt? Es gibt kein eigenes Fernbusdesign Aldi/Univers, an dem man die Fahrzeuge erkennt. Nachfragen zwecklos, die Kommunikation von Aldi und Univers nach außen unterliegt offenbar einem Schweigegelübde. Interessant: Der Fernlinienanbieter Berlin-Linienbus akzeptiert seit einigen Monaten bei Aldi gebuchte Tickets in seinen Bussen auf den Strecken zwischen Hamburg, Berlin, Dresden sowie München und nimmt Univers/Aldi-Kunden mit. Das alles klingt weniger nach Hype bei Univers/Aldi als vielmehr nach Auslaufmodell.
Harte Bandagen: ein anonymer Brief
Dass das Fernbusrennen um die Gunst der Kunden mit recht harten Bandagen geführt wird, belegte im Februar auch ein anonymer Brief. Inhalt war ein internes Schreiben von Mein-Fernbus an seine Buspartner, in dem jenen mitgeteilt wurde, dass es am Zahltag im Januar 2014 seitens der Bank Probleme bei der Verarbeitung der Daten gegeben habe. Das Geld sei auf einem anderen Wege zugestellt worden. Der Anonymus hatte seinen Kommentar über das von ihm nun in der Branche verbreitete interne Scheiben gesetzt: „Mein-Fernbus hat enorme Zahlungsschwierigkeiten, etliche Busunternehmer haben noch kein Geld.“ Normalerweise wandern anonyme Briefe ins große Archiv neben meinen Schreibtisch, sprich: Papierkorb. In diesem Falle habe ich zum Telefonhörer gegriffen und mehrere Busunternehmer, die Partner von Mein- Fernbus sind, mit dieser Depesche konfrontiert. Ausnahmslos alle bestätigten mir, dass die Zahlungen von Mein-Fernbus schon am nächsten Tag da waren. Viele fügten hinzu, die Zusammenarbeit mit Mein- Fernbus bei der finanziellen Abwicklung sei äußerst korrekt.
Mehr Stunden für Lehrer, weniger Klassenfahrten
Nächstes Thema: Klassenfahrten. In Niedersachsen boykottieren Schulen Klassenfahrten. Nach Angaben des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH) sind infolge des Boykotts fast 20.000 Übernachtungen von Schulen in Jugendherbergen storniert worden. Hintergrund: Das Kabinett der rotgrünen Landesregierung in Hannover hatte im Februar beschlossen, die Unterrichtsverpflichtung von Lehrern an Gymnasien von 23,5 auf 24,5 Stunden pro Woche anzuheben. Mit dem Boykott wollen Gymnasien Druck auf die Landesregierung ausüben, die Pläne zurückzunehmen. Von den Stornierungen seien auch Jugendherbergen in Mecklenburg- Vorpommern, Schleswig- Holstein und Nordrhein-Westfalen betroffen, hieß es. Oftmals buchen Lehrer bei den Herbergen Gesamtpakete mit Stadtrallyes und Exkursionen. Der Bus wird in der Regel angemietet. Einbußen im Busreisegeschäft dürften zu den Kollateralschäden der niedersächsischen Landespolitik gehören.
Kirov-Werke bald in Pilsting?
Die russischen Kirov-Werke haben vor einiger Zeit den insolventen Bushersteller Göppel gekauft. Mit Göppel geht es aufwärts. In den Kirov-Werken wurde inzwischen eine eigene Busdivision gegründet. Und aus Pilsting, dem ehemaligen Viseon Standort ist zu vernehmen, dass die Kirov-Werke als Investor im Gespräch sein sollen. Durchaus nachvollziehbar: Reisebusse hat Göppel noch nicht im Programm.
Die „Oberföhringer Vogelspinne“ gibt es
Freunde der Loriot-Sketche aufgemerkt. Die Weine aus dem legendären Sketch „Vertreterbesuch“ gibt es nun wirklich: Die „Oberföhringer Vogelspinne“, das Hupfheimer Jungferngärtchen“ und der „Klöbener Krötenpfuhl“ wurden Ende 2013 erstmals in Berlin ausgeschenkt. Die Loriot-Weine mit den typischen Knollenmännchen-Etiketten stammen von der Mosel und wurden vom weltweit einzigen Weingut des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Bernkastel-Kues erzeugt.