Das «Deutschlandticket» soll mit einem Einführungspreis von 49 Euro im Monat zum 1. Mai starten und an das beliebte 9-Euro-Ticket aus dem Sommer 2022 anknüpfen. Geplant ist ein digital buchbares, monatlich kündbares Abonnement, das in Bussen und Bahnen in ganz Deutschland gilt. Einer formellen Genehmigung der EU Kommission ("Notifizierung") bedarf es nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums nicht.
 
Der Bund stellt nach dem Gesetz von 2023 bis 2025 jeweils 1,5 Milliarden Euro bereit, um Einnahmeausfälle bei Verkehrsanbietern wegen des günstigen Ticketpreises zur Hälfte auszugleichen. Für die andere Hälfte sollen die Länder aufkommen, worauf man sich nach langwierigen Verhandlungen geeinigt hatte. Sollten die Mittel für Ausgleich der finanziellen Nachteile nicht ausreichen, tragen Bund und Länder jeweils die Mehrkosten. Vereinbart ist das aber bisher nur für dieses Jahr, weshalb die meisten Experten von einer schnellen Preiserhöhung ab 2024 ausgehen.
 
Das Ticket soll den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) preislich attraktiver machen und viele dazu bewegen, vom Auto in Busse und Bahnen umzusteigen. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sagte, das Ticket bringe eine spürbare Entlastung, motiviere zum klimafreundlichen Umstieg und werde den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) dauerhaft attraktiver machen. Die Konditionen für das Ticket sind weitgehend festgezurrt. Restlos geklärt ist die Ausgestaltung aber noch nicht. Für Studierende soll am 1. Mai vorerst ein «Upgrade» kommen - ausgehend vom Preis des Semestertickets müssen sie nur die Differenz zu den 49 Euro fürs Deutschlandticket zahlen. Eine Dauerlösung wollen die Länder-Verkehrsminister noch erarbeiten. Regional sprießen schon viele Ergänzungen zum Ticket aus dem Boden, etwa zu Mitnahmemöglichkeiten von Rädern und Hunden - aber jeweils nur bezogen auf bestimmte Gebiete. Der Bahnbeauftragte des Bundes, Michael Theurer warb dafür, dass trotzdem eine «Einheitlichkeit» beim Deutschlandticket gewährleistet sein solle.
 
 
Immer noch Flickenteppich in den Ländern
 
Bremens Mobilitätssenatorin Maike Schaefer (Grüne) sagte als Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz im Bundesrat, das Ticket sei nichts weniger als das Ende der Kleinstaaterei im Nahverkehr und des Tarifdschungels. Hessens Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) sprach von der größten Revolution bei Bus und Bahnen seit Jahrzehnten: «Ein Ticket, ein Preis, ganz Deutschland.» Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig (SPD) sagte, es müsse möglichst bundesweit einheitliche Regelungen
rund um den Fahrschein geben, etwa für Studenten oder bei der Mitnahme von Fahrrädern.
 
Einige konnten es nicht abwarten und meldeten bereits Vorbestellungen an - bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) kamen zum Beispiel seit Ende Februar 135 000 zusammen. Offizieller Verkaufsstart ist aber am Montag. Je nach Form der Bestellung kann durchaus etwas Eile geboten sein: Die BVG schreibt auf ihrer Webseite, dass Neukunden online bis zum 10. eines Monats ein neues Abo abschließen müssen, um im Folgemonat das Ticket pünktlich zu nutzen. Die Deutsche Bahn verkündete, dass die Bahncard 100 direkt auch als Deutschlandticket genutzt werden kann. Das zielt auf 46 000 echte Vielfahrer, die eine solche Jahres-Flatrate-Karte für alle Züge haben. Sie kostet in der zweiten Klasse 4339 Euro. Zusatzkosten werden nicht fällig.
 
Brandenburgs Verkehrsminister Guido Beermann (CDU) forderte im Bundesrat die Bundesregierung auf, das Deutschlandticket in die Bahncard 50 zu integrieren. Das würde einen deutlichen Anreiz zum Umstieg vom Auto auf die Bahn auch im Fernverkehr schaffen. Damit das Deutschlandticket langfristig ein Erfolg wird, muss aus Sicht der Länder der ÖPNV ausgebaut werden. Die Länder fordern seit langem eine deutliche Anhebung von Bundesmitteln. Ein Ausbau des Angebots sei auch angesichts der Klimaschutzziele im Verkehr zwingend, heißt es in einer Entschließung des Bundesrats. Diese Klimaziele im Verkehr wurden im vergangenen Jahr wieder gerissen, aber nach der neuen Einigung der Ampelkoalition können hier die anderen Bereiche dieses Mangel heilen. (dpa)