Der Anderthalbdecker stammt aus Wuppertal und wurde am 15. August an AAF übergeben. Die Stiftung Regionale Verkehrsgeschichte Wuppertal stellt den Bus als Dauerleihgabe zur Verfügung. Die Überführung des Busses erfolgte in der Nacht als Sondertransport. Den Sondertransport von Wuppertal nach Wissembourg ermöglichte das Unternehmen Lay Reisen aus dem saarländischen Püttlingen.

Unter dem Markennamen Aero wurde der Essener Karrossier Gebr. Ludewig bekannt für sein Fahrzeugkonzept, das im hinteren Fahrzeugteil zwei Decks anbot. Jean Louis Eschenlauer, 1. Vorsitzender des AAF, berichtet stolz, dass es sich bei diesem Fahrzeug um einen Bus handelt, der als Einzelstück 1974 in Essen gebaut wurde. „Dieser Fahrzeugtyp wurde Frankreich wegen mangelnder Mindesthöhe – sowohl im Oberdeck, als im Unterdeck – nie zugelassen“, erklärt Eschenlauer.

Der EMR-Wagen 126 sei zusammen mit dem baugleichen Fahrzeug 127 im Jahr 1974 bei den Gebrüdern Ludewig in Essen für die Elektrizitätswerke Minden Ravensberg (EMR) entstanden – EMR war Vorgänger der Verkehrsbetriebe Minden-Ravensberg GmbH. „Es sind mit Sicherheit die letztgebauten 1 ½-Decker mit der klassischen Front und Original Büssing-Maschinen“, so Eschenlauer. Über den Verbleib des baugleichen Schwesterfahrzeugs sei leider nichts bekannt, bedauert er.

Das Fahrzeug sei zusammen mit den anderen 1 ½-Deckern bei der EMR noch bis in die 90er Jahre im Schülerverkehr eingesetzt worden und sei im Jahr 2003 nach Wuppertal gelangt. „Seinerzeit sollte mit einer großzügigen Landesförderung die Aufarbeitung für touristische Verkehre im Bergischen Land umgesetzt werden“, erzählt Eschenlauer und fährt fort: „Für diese Arbeiten konnte die damals noch existierende Firma Ludewig gewonnen werden.“ Durch einen Wechsel der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen seien die Fördergelder gestrichen worden. Und seitdem habe das Fahrzeug mit originaler Inneneinrichtung und Schaffnerplatz in Wuppertal gestanden – allerdings im restaurierungsbedürftigen Zustand.

Über den Verein Autocars Anciens de France

Der Verein Autocars Anciens de France, ansässig im elsässischen Wissembourg, verfügt mittlerweile über 130 Oldtimer-Omnibusse – überwiegend französische und deutsche Fabrikate. Laut Jean Louis Eschenlauer handelt es sich dabei um die größte Oldtimerbussammlung der Welt. Bestaunen kann man die Fahrzeuge im dafür geplanten Museum, das im Frühjahr 2021 eröffnen werden soll. Außer den Omnibussen werden auch Lkw, Pkw, und Traktoren sowie andere Agrarmaschinen gezeigt. In der Sammlung befänden sich ca. 20 Fahrzeuge, bei denen es sich jeweils um das letztbekannte noch existierende Exemplar handele.

Als Pendant zum AAF wurde im vergangenen Jahr zudem der Verein „deutsch-französische historische Omnibusse e.V.“ gegründet.