Der „Blaue Engel“ ist das Umweltsiegel der Bundesregierung. Die Kreuzschifffahrt gilt unter anderem wegen des Einsatzes von Schweröl und entsprechend hohen Emissionswerten als umweltschädlich. Der Einsatz der LNG-Technologie sei der Reederei zufolge in der Kreuzfahrtbranche bislang weltweit einzigartig. „Wir wünschen uns, dass dies eine positive Ausstrahlung für mehr Umwelt- und Gesundheitsschutz in der Branche bewirkt“, sagte der Vorsitzende der Jury Umweltzeichen, Ralf-Rainer Braun, in einer Mitteilung.

Aida-Cruises-Chef Felix Eichhorn hat für sein Unternehmen nun das langfristige Ziel einer „emissionsneutralen Kreuzfahrt“ ausgegeben. Bereits 2023 würden 94 Prozent aller Aida-Gäste auf Schiffen reisen, die mit LNG oder im Hafen mit grünem Landstrom betrieben werden können, sagte er. Allerdings sei die nachträgliche Umrüstung der bestehenden Flotte nicht möglich. Der Platzbedarf für LNG-Tanks sei erheblich größer als bei Schiffsdiesel. Es werde deshalb noch lange dauern, bis die Aida-Flotte umgestellt ist.

Die „Aidanova“ war 2018 in Dienst gestellt worden und kann rund 6.600 Passagiere sowie 1.500 Crewmitglieder aufnehmen. Angesichts der Klimaschutzdiskussion sei es „nicht so ganz leicht“, den Blauen Engel an ein Kreuzfahrtschiff zu vergeben, sagte Braun. Aber es sei wichtig, mit neuen, weniger schädlichen Technologien negative Argumente gegen diese Branche auszuräumen. „Bei der Aidanova ist es der saubere Schornstein, der uns begeistert.“ Er zeigte sich sicher, dass der Schiffsbetrieb mit fossilem Flüssiggas auch nicht der letzte Entwicklungsschritt in Richtung emissionsfreiem Schiffsverkehr sei.

„Die Aidanova ist unter den Kreuzfahrtschiffen technologischer Vorreiter. Wir sind aber weit davon entfernt, damit zufrieden zu sein“, sagt Daniel Rieger, der bei der Umweltschutzorganisation Nabu für die Verkehrspolitik zuständig ist. Insgesamt sei die Branche weiter „richtig dreckig“ unterwegs. Auch beim LNG-Antrieb sei noch nichts für den Klimaschutz getan. Denn es bleibe fossiles Gas mit dem entsprechenden CO2-Ausstoß.

„Bis 2023 werden wir zwei weitere LNG-Kreuzfahrtschiffe in Dienst stellen“, kündigte Eichhorn an. Dann werde jeder fast zweite Aida-Passagier auf LNG-Schiffen unterwegs sein. Parallel dazu beschäftige sich Aida mit der Nutzung von Brennstoffzellen, Batterien oder Flüssiggas aus regenerativen Quellen. „Es ist geplant, 2021 die erste Brennstoffzelle in der Praxis zu testen.“

Wie Wolfgang Hintzsche vom Verband Deutscher Reeder sagte, ist das Aidanova das zehnte Schiff, das den „Blauen Engel“ erhält. Die bisherigen Träger seien jedoch meist kleinere Passagierfähren im Wattenmeer. Hintzsche bestätigte, dass bei den meisten Schiffen auch außerhalb der Kreuzfahrtbranche eine Umrüstung nicht möglich sei. „Das ist wegen der Umrüstkosten und den Raummöglichkeiten nicht darstellbar.“