Als Grund für diesen überraschenden Schritt gab Richard Heideker auf Anfrage des Bus Blickpunkt seinen gesundheitlichen Zustand an. „Ich bin seit März letzten Jahres gesundheitlich angeschlagen“, sagte er. Da sich sein gesundheitlicher Zustand nicht gebessert habe und „ich nicht mehr die Kraft aufbringe, das Unternehmen weiterzuführen, habe ich mich für diesen Schritt entschieden“, erklärte Heideker weiter.

Den Bieterprozess habe der auf dem Gruppenreisemarkt erfolgreich agierende Reiseveranstalter im September vergangenen Jahres eingeleitet. Heideker war es besonders wichtig, dass seine Unternehmensphilosophie weitergeführt wird. Aus diesem Grund habe er ganz gezielt Unternehmen angesprochen, „die wir für geeignet halten, unsere Philosophie weiterzuführen.“ Mit einigen dieser Unternehmen, schwerpunktmäßig aus der Region, seien direkte Vertragsverhandlungen geführt worden. Den Zuschlag erhielt die Binder Verkehrsgesellschaft mbH.

Ende Juni 2019 wurde der Firmenverkauf rückwirkend zum 01.01.2019 zum Abschluss gebracht. 100-prozentiger Gesellschafter von Heideker Reisen ist jetzt die Binder Verkehrsgesellschaft mbH. Die Geschäftsführung des Münsinger Busreiseveranstalters hat Christian Binder, Sohn von Harald Binder, Geschäftsführer von Binder Reisen, ab 01. Juli 2019 übernommen. „Mir war es wichtig, nachdem ich keine Nachfolgeregelung in der Familie darstellen kann, eine gute Lösung zu finden“, so Richard Heideker. Er ist überzeugt, in Binder Reisen einen guten Nachfolger gefunden zu haben. Heideker wird zwei Jahre lang als Berater dem Unternehmen zur Verfügung stehen, darauf habe man sich geeinigt.

Ganz nach dem Credo „ein Unternehmen – zwei starke Marken“ möchten Harald und Christian Binder mit der Übernahme von Heideker Reisen eine klare Zwei-Marken-Strategie fahren. „Mein Plan ist, dass beide Unternehmen weiterhin am Markt bleiben“, versicherte Harald Binder und ergänzte: „Das ist ein gut geführtes Unternehmen. Wir übernehmen das Unternehmen nicht, um es dann zu zerschlagen. Es wird weiterhin zwei Kataloge geben, die 25 Mitarbeiter von Heideker werden alle übernommen, auch die sieben Heideker-Reisebusse bleiben im Fuhrpark.

Richard Heideker und Harald Binder kennen sich seit vielen Jahren auch persönlich sehr gut. „Wir hatten auch immer mal wieder geschäftlich miteinander zu tun und haben an der einen oder anderen Stelle für die gemeinsame Sache gekämpft. Deshalb hat es mich sehr gefreut, dass wir den Zuschlag bekommen haben. Wir bemühen uns, in der gewohnten Weise weiterzumachen“, freut sich Harald Binder.

Heideker Reisen hat sich in den letzten Jahren immer stärker spezialisiert. Zum Portfolio des Unternehmens gehören neben Studienreisen mit qualifizierten Reiseleitern auch Wanderreisen sowie Rund- und Erlebnisreisen. Gewachsen ist vor allem auch der Fernreisebereich. Heideker hat sich weg vom klassischen Busunternehmen immer mehr zum Reiseveranstalter entwickelt, der Themenreisen anbietet, mit dem Ziel, gerade auch im Wanderbereich, jüngere Leute anzusprechen. „Das ist die große Herausforderung. Es geht heutzutage nicht mehr um Bus versus Flug, sondern es geht um Gruppenreise versus Individualreise“, erklärt Heideker. Man müsse neue Produkte kreieren, um junge Leute anzusprechen, die das Reisen gewohnt sind und ihre Programme selbst im Internet zusammenstellen können. Daher sei die Branche gefordert, Produkte zu entwickeln, die den Individualreisenden zu einer Gruppenreise animieren. Das könne nur durch Reiseprogramme gelingen, die nicht jeder im Internet selber zusammenstellen könne. Dies sei Heideker Reisen bspw. im Bereich Kulturreisen, Studienreisen sowie Wanderreisen immer mehr gelungen. „Das sind Produkte für die Zukunft, die man weiter ausbauen kann“, so Heideker. „Wir arbeiten viel mit festen Gruppen, mit Volkshochschulen, mit Wandervereinen, mit kirchlichen Gruppen, die über unsere Produkte wie Wander- oder Studienreisen den Weg zu uns gefunden haben“, erläutert er.

Die Gruppenreise an sich sei schwieriger geworden, weil junge Leute gewohnt seien, individuell zu reisen, deshalb könne man nur über das richtige Thema punkten, um das Interesse dieser Zielgruppe für Gruppenreisen zu wecken. Das hänge sehr stark an einzelnen Personen wie Reiseleiter, Produktmanager und „hervorragende Chauffeure“ ab, betont Richard Heideker.