Gleichzeitig fordert der Verband weniger Aktionismus, mehr Augenmaß und ein Ende der Stigmatisierung des Reisens. „Die Tourismusbranche und ihre Gäste brauchen endlich verlässliche, verständliche und vor allem verhältnismäßige Regelungen. Von alldem sind wir derzeit weit entfernt“, macht BTW-Präsident Michael Frenzel deutlich. „Fast mantrahaft behaupten weite Teile der Politik, dass Urlaub, Reisen und Ausgehen das Infektionsgeschehen treiben, ohne dazu belastbare Zahlen zu liefern. Es folgt eine aktionistische Maßnahme nach der anderen zulasten unserer durch die Coronapandemie ohnehin am Boden liegenden Branche.“

Immer wieder erkläre die Politik, dass sie einen zweiten Lockdown verhindern will. Ganz offensichtlich nehme sie aber die Tourismuswirtschaft und ihre drei Millionen Mitarbeiter davon aus. Für weite Teile der Branche bedeuteten weitreichende Beherbergungsverbote, Sperrstunden und die geplante Zwangsquarantäne für viele Auslandsreiserückkehrer einen faktischen Lockdown und damit verbunden eine Insolvenzwelle dramatischen Ausmaßes.

„Reisen stellt kein signifikant größeres Infektionsrisiko dar, als die gewöhnliche Alltagsmobilität, wenn sich die Reisenden an die geltenden Sicherheits- und Hygienevorschriften halten. Tourismus pauschal zu stigmatisieren und massiv zu beschneiden, verbietet sich vor diesem Hintergrund. Wir fordern deshalb dringend die doppelte Rolle rückwärts in der Politik in Sachen Beherbergungsverbote und Zwangsquarantäne“, erklärt Frenzel. „Die in der vergangenen Woche verschärften Beherbergungsverbote für Reisende aus innerdeutschen Risikogebieten müssen aufgehoben werden. Der Nutzen ist selbst unter Gesundheitsexperten immens umstritten und in ihrer jetzigen Ausgestaltung greifen sie massiv in die Reisefreiheit der Menschen ein, stiften enorme Verunsicherung und belasten sowohl unsere Branche wie auch die Testkapazitäten, die für andere Zwecke deutlich sinnvoller eingesetzt wären.“

Für die Tourismusbranche käme die von der Bundesregierung angekündigte Pflichtquarantäne für Reiserückkehrer aus ausländischen Risikogebieten einer Katastrophe gleich. Es sei schwer nachzuvollziehen, dass zuerst mit viel Aufwand Testzentren insbesondere an den Flughäfen aufgebaut werden, nur um Reisende dann doch in Quarantäne zu schicken. Auslandsreisen würden mit einer solchen Quarantänepflicht bei einer gleichzeitig hohen Dynamik in der Ausweisung von Risikogebieten weitgehend zum Erliegen kommen.

„Die Abkehr von der erfolgreichen Teststrategie der vergangenen Monate hin zu einem der strengsten Quarantäne-Regime in Europa wäre willkürlich und unverhältnismäßig. Statt Reisende am Urlaub zu hindern und Unternehmen ihrer Geschäftsgrundlage zu entziehen, müssen an dieser Stelle Testkapazitäten sichergestellt werden“, so der BTW-Präsident weiter.

Die deutsche Bundesregierung würde, sollte die Pflichtquarantäne wie angekündigt kommen, eine der restriktivsten Regelungen für Reiserückkehrer in Europa schaffen. „In den meisten Ländern Europas können Reiserückkehrer mit einem negativen Covid-19-Test eine Quarantäne umgehen. Auch die EU-Kommission hat jüngst vorgeschlagen, Teststrategien einer Quarantänepflicht vorzuziehen“, informiert der Verband.