Das EU-Fahrtenblatt begleitet den grenzüberschreitenden Gelegenheitsverkehr im Personenbeförderungssektor seit über sechs Jahrzehnten. Ursprünglich war es als einheitliches Kontrollinstrument für internationale Busreisen eingeführt worden, das jedoch in einer Zeit, in der Grenzkontrollen zum Alltag gehörten und es weder harmonisierte Passagierlisten noch digitale Nachweissysteme gegeben habe, argumentiert der bdo. Bis heute sei das Fahrtenblatt rechtlich in mehreren EU-Verordnungen verankert, obwohl sich die Rahmenbedingungen grundlegend gewandelt hätten. Der europäische Binnenmarkt sei Realität, Grenzkontrollen die Ausnahme. Digitale Datenerfassung gehöre längst zur Standardausstattung der Unternehmen.

Trotzdem bliebe das Fahrtenblatt ein analoges Pflichtformular, das Busunternehmen zu erheblichem administrativem Aufwand verpflichte, ohne dass es im Vergleich mit anderen Kontrollinstrumenten einen Mehrwert bieten würde. Die im Fahrtenblatt zu erfassenden Informationen ließen sich bei Straßenkontrollen längst oder bald aus anderen Quellen wie digitalen Tachographen, Fahrerkarten oder das IMI-Portal auslesen. Zudem führe die fehleranfällige manuelle Eintragung regelmäßig zu Sanktionen, ohne dass dadurch ein besseres Kontrollniveau erreicht werde.

Der bdo habe sich bereits in der Vergangenheit für den Wegfall des EU-Fahrtenblattes eingesetzt, betont der Verband. Anstatt das EU-Fahrtenblatt abzuschaffen, habe es durch die Einführung der busspezifischen Regelung der Lenk- und Ruhezeiten aber sogar noch eine neue Funktion erhalten und sei damit weiter zweckentfremdet worden. Deshalb verfolge der bdo jetzt erneut das klare Ziel, diese belastende und zunehmend systemfremde Pflicht abzuschaffen. Dazu will der bdo auf europäischer Ebene auf die Einführung digitaler Kontrollstrukturen hinwirken. Smart-Tachographen, fälschungssichere Positionsdokumentation und eine verpflichtende Entsendemeldung über das IMI-Portal sollen u.a. die Grundlage liefern, um das EU-Fahrtenblatt „durch zeitgemäße und belastbare“ Nachweissysteme zu ersetzen.

Ein weiteres zentrales Element, um die wesentlichen Inhalte des bisherigen EU-Fahrtenblatts in digitaler, strukturierter Form verfügbar zu machen, sei die Integration des Galileo-OSNMA-Dienstes (Open Service Navigation Message Authentication), der die Echtheit der über Satellit empfangenen Positionsdaten kryptographisch absichere. Zwar sei OSNMA derzeit noch nicht flächendeckend in Betrieb und auch in den Geräten bislang nicht aktiv implementiert, doch sobald diese Authentifizierungsfunktion aktiv sei, ließen sich Orts- und Zeitangaben im Tachograph manipulationssicher nachweisen. Das stelle eine Qualitätsstufe dar, die kein manuell ausgefülltes Papierformular erreichen könne.