Das zehnjährige Jubiläum war der Anlass zu einem Festakt am 11. Juli auf dem BBS-Betriebshof in Krumbach, zu dem Josef Brandner zahlreiche Kommunalpolitiker, Bürgermeister und Wirtschaftsvertreter begrüßte. Begleitet wurde der Festakt durch Fachvorträge von ÖPNV-Experten, die über die Zukunft der öffentlichen Mobilität im ländlichen Raum wie auch über rechtlichen Gestaltungsmöglichkeiten zur Umsetzung von Bedarfsverkehr sprachen.

Das Flexibus-System wird nach wie vor rege angefordert. Was vor zehn Jahren in Krumbach mit einem Kleinbus startete, deckt heute die gesamte Fläche des Landkreises Günzburg ab. Seit 2018 bedient der Flexibus auch mit Mindelheim sowie Kirchheim-Pfaffenhausen das Unterallgäu. Durch das engmaschige Haltestellennetz sei die nächste Flexibus-Haltestelle nicht weiter als 100 Meter entfernt. Inzwischen interessieren sich auch andere Kommunen wie München für das Modell.

„Ein Ziel des zehnjährigen Jubiläums war unter anderem auch, den anwesenden Vertretern der Aufgabengabenträger, Verbünde und Verkehrsunternehmen unsere Flexibus-App zu präsentieren, sagte Brandner. Mit der neuen App könne man bayernweite ÖPNV-Verbindungen von Bus- und Bahn abrufen und sich die verschiedenen Optionen eines Reisewunsches anzeigen lassen.

Zur Übertragbarkeit des Flexibus-Systems bietet Brandner ein Kooperationsmodell an, mit dem Busunternehmen, Verkehrsunternehmen, Bürgerbusvereine etc. Bedarfsverkehre kurzfristig einführen können. „Gerne stellen wir unsere Technologie-Plattform und das damit in Verbindung stehende Call-Center einschließlich unserer jahrzehntelangen Erfahrung als Dienstleistung zur Verfügung.“ Gerade der ländliche Raum sei am schwersten zu bearbeiten – „und wir haben die Lösung dafür", so Brandner. Zur Verfügung gestellt wird die unternehmenseigene MaaS-Lösung (Mobility as a Service; zu Deutsch: Mobilität als Dienstleistung), die jedes Unternehmen auf Grundlage einer monatlichen Grundgebühr und einer variablen Gebühr je befördertem Fahrgast, nutzen kann. Dazu gehören ein Buchungs- und Organisationstool sowie das Call-Center.

Bayerns Verkehrsminister Hans Reichhart sieht in bedarfsorientierten Angeboten wie Rufbussen eine sinnvolle Ergänzung, um den ÖPNV auf dem Land attraktiv zu machen: „Die Bürgerinnen und Bürger wollen schnell und ohne Umwege von A nach B kommen. Mit hunderten Haltestellen im Landkreis Günzburg schafft der Flexibus genau das: Er holt die Leute in unmittelbarer Nähe ihres Wohnorts ab und bringt sie auf direktem Weg zum nächsten Supermarkt, zum Bahnhof oder ins Kino. Damit schafft er eine optimale Ergänzung zum klassischen Linienverkehr und eignet sich insbesondere für die sogenannte ‚letzte Meile‘ vom Bahnhof nach Hause. So muss Mobilität im ländlichen Raum funktionieren.“

Der Flexibus befördert seit seiner Einführung im Jahr 2009 jährlich rund 150.000 Fahrgäste. „Wenn wir wollen, dass noch mehr Menschen das Auto stehen lassen und stattdessen Bus und Bahn nutzen, dann muss das Angebot stimmen. Wir brauchen hierfür mutige Unternehmer mit Ideen, die vielleicht auch mal unkonventionell sind. Auch der „Flexibus“ war 2009 noch ein Experiment. Heute ist er zu einem festen Angebot in und um den Landkreis Günzburg geworden, erklärte Reichhart. Und weil das Konzept überzeugt habe, habe das Bayerische Verkehrsministerium bereits 2012 ein eigenes Förderprogramm für solche flexiblen Verkehre ins Leben gerufen – mit dem Ziel, die Mobilität im ländlichen Raum in ganz Bayern zu verbessern.

Mit dem „Förderprogramm zur Verbesserung der Mobilität im ländlichen Raum“ des Bayerischen Verkehrsministeriums können 2019 rund 40 Rufbussysteme in Bayern mit rund fünf Millionen Euro gefördert werden.