Bereits seit Ende der 1960er-Jahre werden die klassischen Schankwirtschaften immer weniger. In letzter Zeit verschärft sich die Entwicklung dramatisch – nicht erst durch die Corona-Pandemie. Manchem Stadtquartier, vor allem aber immer mehr Dorfgemeinschaften fehlt ein Treffpunkt.

Die Bayernausstellung geht der Frage nach, wie es zum „Wirtshaussterben“ kam: Genannt seien das veränderte Freizeitverhalten der Menschen – Stichwort Feierabendbier vor dem Fernseher –, die Konkurrenz durch Vereinsheime und Imbissketten, immer mehr Vorschriften, fehlendes Fachpersonal, aber auch die mangelnde Anpassungsfähigkeit vieler Wirte. Der Lage entsprechend kreist die Schau um ein Kunstwerk in der Saalmitte: eine „Explosion“ des bayerischen Wirtshauses mit Lichteffekten und über 400 schwebenden Objekten aus Gaststube und Küche.

Das Haus der Bayerischen Geschichte verfolgt den Aufstieg der bayerischen Wirtshauskultur zu Weltruhm und zeigt Lösungen für die Krise auf. Namhafte Architekten prägten im 19. Jahrhundert die bayerische Wirtshausgemütlichkeit: Aus bewährten Elementen schufen sie den „Heimatstil“ mit seinen Holzvertäfelungen, Kachelöfen und Herrgottswinkeln. Bierkeller und -gärten, später riesige „Bierpaläste“, am bekanntesten das Münchner Hofbräuhaus, und große Festzelte erfreuten sich wachsender Beliebtheit. Bayerische Brauer vermarkteten diese Erlebnisgastronomie auf den Weltausstellungen. Ein globales Massenpublikum lernte sie lieben.

In der Bayernausstellung begegnen die Besucher legendären Wirten und Kellnerinnen, sie lernen bayerische Spezialitäten von Allgäuer Bergkäs bis Zwetschgenbaames neu kennen und schließen sich geselligen Runden bei Musik und Tanz, Kartenspiel, Kegeln und Flippern an.

Die Bayernausstellung „Wirtshaussterben? Wirtshausleben!“ mit über 600 Exponaten, einer 30-minütigen Film-Dokumentation im HdBG-Kino und weiteren zwei Festwochenenden ist bis zum 11. Dezember 2022 im Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg zu sehen.