Hinkel hat sich offenbar vorgenommen, es noch einmal richtig krachen zu lassen, denn 2025 wird in der Stiftsruine, in der die Bad Hersfelder Festspiele stattfinden, gespielt, getanzt und gerockt, was das Zeug hält. Der Intendant geht damit noch einen Schritt weiter als er das im Rahmen der früheren Programme gewagt hat und will die Genres Theater, Musiktheater und Tanz mit dem Anspruch, wahrhaft Überraschendes zu bieten, miteinander kombinieren. Man habe jedes Jahr so wundervolle Künstlerinnen und Künstler aus allen Sparten in Bad Hersfeld zu Gast, dass es auf der Hand liege, die Talente zu bündeln und gemeinsam zu nutzen. „So viel Krieg, Zerstörung, Leid und Zwiespalt bestimmen unsere Zeit, dem möchte ich etwas entgegensetzen“, sagt Hinkel. „Denn es gibt auch Solidarität, Kreativität und Mut zur Veränderung.“

Eröffnet werden die Bad Hersfelder Festspiele am 20. Juni 2025 mit Hinkels Inszenierung der „Sommernachtsträume“ nach William Shakespeare. Begleitet wird das Stück vom großen Festspiel-Orchester unter der Leitung von Christoph Wohlleben. Die irrwitzige Geschichte verspricht, noch pikanter zu werden, als es das Original ohnehin ist. „In der neuen Hersfelder Fassung haben sich eine Vielzahl anderer Shakespeare-Charaktere im Wald verirrt, die wir aus anderen Stücken kennen“, verrät der scheidende Intendant. „Das Stück ist eine Hymne auf die Liebe und eine Hymne auf das Theater. Es strotzt nur so vor skurrilen Einfällen, erotischer Fantasie, unerwarteten Wendungen, feinsinniger Melancholie und fantastischer Komik, die man weiterspinnen kann.“

 

Punkrock, Ronja & Revival

An das Eröffnungsspektakel schließt sich direkt das nächste Highlight an, das am 27. Juni Premiere feiert: Schillers „Die Räuber“ mit Musik der Band "Die Toten Hosen" in der Regie von Gil Mehmert. Mehmert ist Festspiel-Fans bislang vor allem als Musical-Regisseur bekannt. Er hat das Drama um zwei Brüder im erbitterten Kampf um Macht, Freiheit und Vergeltung in den Kontext eines Punkrock-Events gesetzt. „Punkrock als Musikrichtung war immer Ausdruck einer Gegenkultur, die bestehende Normen in Frage stellt – ähnlich wie der Sturm und Drang, als dessen wesentlicher Vertreter Schiller gilt“, sagt Mehmert. Sei Ziel ist, mit dem Stück eine Inszenierung zu kreieren, in der Schillers Werk durch Songs der Toten Hosen erweitert, ergänzt oder konterkariert wird und dadurch neue emotionale Räume eröffnet.

Reiseveranstalter, zu deren Zielgruppen auch die ganz jungen Generationen zählen, finden im Programm der Bad Hersfelder Festspiele 2025 mit „Ronja Räubertochter“ das Passende. Als Familien-Event kommt der Klassiker der Kinderliteratur mit viel Musik auf die Bühne der Stiftsruine. Inszenierung und Kompositionen stammen aus der Feder von Oliver Urbanski, der in Bad Hersfeld auch schon mit „Das kleine Gespenst“ zu bezaubern wusste.

Daneben werden die Publikums-Hits „Wie im Himmel“ und „A Chorus Line“ noch einmal in den Spielplan aufgenommen. Sie hatten 2024 für fast vollständig ausverkaufte Vorstellungen gesorgt und sollen nicht nur den Festspiel-Besuchern noch etwas erhalten bleiben, sondern auch den Mitwirkenden. „Es ist nicht nur so, dass das Publikum die Aufführungen gemocht hat – noch nie habe ich eine Festspielsaison erlebt, in der die Darsteller-Ensembles, die Regieteams und alle Kolleginnen und Kollegen hinter der Bühne so intensiv Hand in Hand zusammengearbeitet haben“, erinnert sich Joern Hinkel. „Da war alles aus einem Guss, und diese beglückende Arbeitsatmosphäre hat sich wohl auf das Publikum übertragen.“