Die von der Bundesregierung für das autonome Fahren im Straßenverkehr erarbeitete Strategiepapier firmiert unter dem Titel „Die Zukunft fährt autonom“. Diesbezüglich betonte VDV-Präsident Ingo Wortmann, dass sowohl die strategische Ausrichtung auf den Öffentlichen Personennahverkehr als auch die formulierte Zielsetzung sachgerecht seien: Der ÖPNV könne, dürfe und solle in Zukunft in bestimmten Bediengebieten autonom fahren, seine Vorzüge ausspielen und Personal- und Kostenprobleme mindern. „Das sogenannte ‚Level 4‘ mit seinen Begrenzungen auf örtlich definierte Anwendungen ist genau die sichere Stufe der Entwicklung, die für den Einsatz im Linien- und Linienbedarfsverkehr ausreichend ist“, so Wortmann. Die Strategie basiert auf den Arbeiten des Runden Tisches „Automatisiertes Fahren“.

Die in der Strategie genannten Ziele wie Daseinsvorsorge und Soziale Teilhabe sowie die Vorteile in puncto Energie- und Flächeneffizienz des ÖPNV seien in dem BMDV-Papier genau richtig beschrieben. „Wir müssen in der nächsten Legislatur nun schnellstmöglich in die skalierende Umsetzung kommen“, meint der VDV-Präsident. In aktuellen Projekten würde die Technik bereits erfolgreich getestet. Die Marktreife mit den ersten Kombinationen aus Fahrzeug und Level 4-autonomem Fahrsystem in Deutschland sei bis 2027 zu erwarten. „Dann müssen wir mittels einer zielgerichteten Förderung durch die neue Bundesregierung als ÖPNV der Industrie auch vierstellige Abnahmemengen garantieren, damit die Fahrzeuge in Deutschland auch in hoher Stückzahl mit den einhergehenden Effekten produziert werden können“, so Wortmann.

 

Autonomes Fahren als „Innovationsleitmarkt“

Um die Stellung der deutschen Industrie auf dem Weltmarkt zu verbessern, solle ein europäisches Projekt für ein gemeinsames Level-4-Selbstfahrsystem aufgelegt werden, „um in diesem wichtigen Innovationsleitmarkt nicht in Abhängigkeiten zu geraten“, heißt es von Seiten des VDV. In den USA und China seien Level 4-Robotaxi-Fahrzeuge bereits im Einsatz, in Deutschland konzentrierten sich die Hersteller bisher auf die Fahrerassistenzsysteme bis Level 3. Laut VDV gelte es nun, dass sich Politik und Industrie dem Level 4 im ÖPNV zuwenden, um mit dieser Technologie wieder führend auf dem Markt zu werden. „Wir brauchen eine Ausweitung des ÖPNV-Angebotes, um die von der Bevölkerung und Wirtschaft gewünschten Leistungsverbesserungen und Klimaschutzziele im Verkehr zu erreichen“, betont Wortmann. Da man bereits jetzt zu wenig Lokführer und Busfahrer habe, seien autonome Verkehre auch ein wichtiger Schritt, um Angebotsausweitungen effizient und mit der bestehenden Personalstärke realisieren zu können.