Bahn frei für Robo-Autos: Ab sofort fahren in und um Karlsruhe sowie Heilbronn auf einigen Straßen autonome Fahrzeuge mit. Noch sind es wenige. Doch schon in einem Jahr könnten fahrerlose ÖPNV-Busse im Einsatz sein.

Denn ein Schwerpunkt liegt auf dem öffentlichen Nahverkehr. Der Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) als Betreiber des Projektes will dabei auch selbstfahrende Mini-Busse für den ÖPNV testen. Die ersten könnten schon im kommenden Frühjahr über Karlsruher Straßen fahren, hofft KVV-Geschäftsführer Alexander Pischon.

Bis zum Regelbetrieb von ÖPNV-Robo-Bussen dauert es nach seiner Schätzung allerdings noch mindestens drei bis fünf Jahre.

Die Zukunft des Verkehrs beginnt ganz unspektakulär. Ein symbolischer Knopfdruck, dann reiht sich das weiße High-Tech-Auto in den Karlsruher Stadtverkehr ein. Wie alle anderen Fahrzeuge wartet es an der roten Ampel. Der einzige Unterschied: Kein Mensch steuert den Wagen. Das kann das Auto dank ausgeklügelter Technik im Innern und am Straßenrand ganz alleine. Alles funktioniert. Der Mann auf dem Fahrersitz muss nicht eingreifen. Mit dieser Jungfernfahrt ist am Donnerstag in Karlsruhe das „Testfeld Autonomes Fahren Baden-Württemberg“ in Betrieb gegangen.

Es soll zwischen Karlsruhe, Bruchsal und Heilbronn die Möglichkeiten von fahrerlosen Autos ausloten. Das Besondere im Vergleich zu anderen Vorhaben in Deutschland: Das Gemeinschaftsprojekt von Forschungseinrichtungen, Kommunen und Landesregierung umfasst alle Arten von öffentlichen Straßen – von der Autobahn bei Heilbronn über viel befahrene Verkehrsachsen und ruhige Wohnstraßen in Karlsruhe bis hin zur Durchfahrt am Barockschloss Bruchsal. Derzeit sind 30 Kilometer für autonome Fahrzeuge präpariert, später sollen es 200 Kilometer sein.

„Autonomes Fahren heißt für mich: Mobilität neu denken“, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann bei der Eröffnung. „Der Verkehr soll sauberer und sicherer werden.“ Der Grünen-Politiker ist deshalb besonders gespannt, welche Wirkungen autonomes Fahren auf den Verkehrsfluss und die Ökologie hat. Im Gegensatz zu den Testfeldern der Konzerne sollen bei dem vom Land geförderten Projekt mit einem Gesamtumfang von rund zehn Millionen Euro vor allem kleine und mittlere Unternehmen ihre Systeme und Geschäftsmodelle erproben können.

Am Geburtstag der Auto-Pionierin Bertha Benz werde damit die Mobilität noch einmal neu erfunden, meinte der stellvertretende Ministerpräsident und für Digitalisierung zuständige Minister Thomas Strobl (CDU). „In Karlsruhe beginnt heute die Zukunft des autonomen Fahrens.“ Vor allem für ältere Menschen biete dies eine große Chance. Sie könnten damit bis ins hohe Alter am Straßenverkehr teilnehmen, hofft Strobl.