Als erstes macht in der Liste die Stadt Erfurt mit ihrer barocke Stadtfestung und dem mittelalterlichen Augustinerkloster auf sich aufmerksam. Ihrem Beinamen „Rom Thüringens“ macht die Landeshauptstadt alle Ehre. Für mobilitätseingeschränkte Menschen bieten sich hier vor allem Touren durch die Altstadt mit ihren mittelalterlichen Sakralbauten, engen Gassen und prächtigen Fassaden aus Renaissance und Barock an. Auch Krämerbrücke, Dom und Severikirche sind für nicht mehr ganz so fitte Reisende zugänglich. Zur Zitadelle Petersberg, die auf einer Anhöhe über der Innenstadt thront, führt sogar ein eigener Panorama-Weg, der auch von Rollstuhlfahrern mühelos zu bewältigen ist. Alternativ gelangen Besucher mit einem Aufzug hinauf zu der einzigen großen barocken Stadtfestung Mitteleuropas, die weitgehend erhalten geblieben ist. Im Besucherzentrum gibt die barrierefreie Dauerausstellung „Der Petersberg – eine spannende Zeitreise“ einen multimedialen Einblick in die Geschichte der Festungsanlage.
Ebenfalls auf dem Petersberg befindet sich die ehemalige Klosterkirche St. Peter und Paul mit einer Ausstellung über Thüringens Gartenparadiese. Erst 2023 wurde hier ein barrierefreier Bastionskronenpfad fertiggestellt. Dieser führt einmal um die gesamte, sternförmig angelegte Festung und eröffnet „erhebende Ausblicke“ über die Stadt.
Eine barrierefreie Themenreise lässt sich in Erfurt rund um Martin Luther konzipieren. Im Augustinerkloster legte der spätere Reformator am 17. Juni 1505 sein Mönchsgelübde ab. Das Kloster wurde im Zuge der Reformation dann zwar aufgelöst. Dennoch blieb es vollständig als seltenes Beispiel mittelalterlicher Ordensbaukunst erhalten – inklusive Kirche, drei umbauten Höfen, Konvents- und Wirtschaftsgebäuden – erhalten. Das Ensemble lädt zu einer architektonischen Zeitreise ins Jahr 1300 ein. Es gibt eine barrierefreie Dauerausstellung „Bibel-Kloster-Luther“ und auch die sogenannte „Lutherzelle“ kann ohne Hürden besichtigt werden. Seit 1988 dient das Kloster übrigens als ökumenisches Veranstaltungs- und Tagungszentrum, Luthergedenkstätte und Herberge für den ökumenischen Pilgerweg. Das Augustinerkloster ist barrierefrei für Rollstuhlfahrer, Geh- und Hörbehinderte. Für Menschen mit Hörbehinderung werden Führungen in Gebärdensprache angeboten – diese müssen nur angemeldet werden.
Magdeburg: Kunstgenuss im mittelalterlichen Kloster
Das Kunstmuseum Magdeburg im Kloster Unser Lieben Frauen gilt als kulturelles Juwel im Herzen der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts. Es verbindet zeitgenössische Kunst mit mittelalterlicher Architektur aus dem elften Jahrhundert. Über Rampen und einen Aufzug sind Ausstellungen, Kreuzgang, Kirche und Café auch für Rollstuhlfahrer zu erreichen. Zur Dauerausstellung gehören die Sammlungen „Zeitgenössische Kunst“, „Kunst bis 1945“ und der Skulpturenpark.
Ruppiner Seenland: brandenburgisch-preußische Geschichte
Rund 60 Kilometer nördlich von Berlin liegt das Ruppiner Seenland, grundsätzlich ein Mekka für Naturliebhaber und Sportler. Zwischen den mehr als 300 Seen, mäandernden Flüsschen und kleinen Kanälen finden die Besucher zahlreiche kulturelle Kleinode, darunter elegante Schlösser und verwunschene Klosteranlagen. Auch Theodor Fontanes literarisches Erbe wird hier an vielen Orten erlebbar.
Mitten im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land liegt direkt am Ufer des Wutzsees das Kloster Lindow, das „so reizend ist wie sein Name“, wie einst Fontane schrieb. Im Jahr 1230 gegründet, gehörte das Zisterzienserinnenkloster einst zu den wohlhabendsten Klöstern der Mark Brandenburg. Die Ruinen der Klosteranlage lassen sich zwar nicht auf gänzlich barrierefreien Wegen erkunden, aber immerhin auf „barrierearmen“. Gleich neben der Klosteranlage lädt der labyrinthartig angelegte „Garten des Buches“ zum Entdecken und Verweilen ein. Er prsentiert rund 70 verschiedene Pflanzen und Bäume, die in den heiligen Schriften der Weltreligionen Christentum, Judentum und Islam erwähnt werden. Erläuterungstafeln erklären die religiösen Bezüge.
Besucherliebling ist das 1651 erbaute Schloss Oranienburg mit seinem Schlosspark. Die gesamte Anlage ist für Rollstuhlfahrer problemlos zugänglich. Sie wird zu den bedeutendsten Barockbauten in der Mark Brandenburg gezählt. Im Schlossmuseum sind eine Reihe von einzigartigen Kunstschätzen zu bestaunen. Zu den Highlights gehören die Etageren in der Porzellankammer, die Silberkammer und die Gemäldesammlung mit Meisterwerken des flämischen Malers Anthonis van Dyck.
Die Arbeitsgemeinschaft Leichter Reisen hat eine eigene Homepage eingerichtet, auf der barrierefreie Destinationen vorgestellt werden. Zu finden ist sie unter www.leichter-reisen.info/regionen.