Flanderns Vize-Ministerpräsident Ben Weyts hat sich bereits eingeschaltet und gegenüber dem belgischen Rundfunksender VRT NWS verlautbart, dass man „das maximal Mögliche“ tun müsse, um Van Hool und die dortigen Arbeitsplätze zu retten. 1.100 Stellen werden in den kommenden vier Jahren dennoch definitiv gestrichen. Finanziell ist Van Hool so angeschlagen, dass schon Ende März die Insolvenz drohen könnte, wenn kein Investor gefunden wird.

Gerade die Produktion der Busse gestalte sich für Van Hool in Belgien auf prekäre Weise als nicht mehr rentabel, insbesondere, weil der Elektrobus-Konkurrenz aus China kaum mehr standzuhalten sei. Erst kürzlich hatte Van Hool einen Auftrag für 92 Elektrobusse verloren, als sich die flämische Verkehrsgesellschaft De Lijn für Fahrzeuge aus dem Hause des chinesischen Herstellers BYD entschied. Der Auftrag über 112 Elektrobusse für das niederländische Unternehmen Qbuzz scheint diesen Verlust nicht aufgefangen zu haben. Unabhängig davon sollen Van Hools finanzielle Probleme während der Corona-Pandemie mit dem Einbruch der Bestellungen für Reisebusse begonnen haben. Im Jahr 2019 verfügte Van Hool noch über eine finanzielle Reserve in Höhe von 133 Millionen Euro, welche auf nur noch sechs Millionen Euro eingetrocknet sein soll. Neben der Fokussierung auf teure Wasserstoff-Technologie und der Vernachlässigung der Elektrobussparte sollen auch Missmanagement und Erbschaftsstreitigkeiten zwischen den acht Erben des Unternehmensgründers für Probleme gesorgt haben.

Der Krisenmanager, der zwischenzeitlich für Van Hool im Einsatz ist, hat zu einer Verlagerung der Produktion nach Nord-Mazedonien geraten. Dort befindet sich ein Van Hool Zweigwerk. Folgt das Unternehmen dem Vorschlag, verbliebe am Standort Koningshooikt nur noch die Produktion und Montage von Fahrzeugen für Industrie und Bauwesen.

Hilfe aus Steuergeldern?

Die flämische Landesregierung berät über Hilfen für das angeschlagene Unternehmen, unter anderem sind Überbrückungskredite und Garantien für neue Kredite im Gespräch. Natürlich müsse man dabei in Betracht ziehen, dass im Zuge Steuergelder investiert würden, mit denen man „angemessen und korrekt“ umzugehen habe, betonte Vize-Ministerpräsident Weyts. Erst am vergangenen Freitag hatten sich die Van Hool Direktion und Gewerkschaften zu einer außergewöhnlichen Betriebsratsversammlung verabredet. Aus dem Unternehmen heißt es, dass die Arbeitnehmer schon seit längerem vor den aktuellen Entwicklungen gewarnt hätten.

Mit den Stellenkürzungen geht es bereits im Laufe dieses Jahres zur Sache. Derzeit sind noch rund 2.500 Mitarbeiter bei Van Hool in Belgien beschäftigt, die ersten 800 der insgesamt 1.100 wegfallenden Arbeitsplätze sollen schon in den kommenden Monaten abgebaut werden. Bürgermeister Rik Verwaest will gemeinsam mit dem flämischen Arbeitsamt nach alternativen Arbeitsplätzen in der Region fahnden.

Bis zum 31. März muss Van Hool mindestens 45 Millionen Euro auftreiben, um den Konkurs noch abwenden zu können. Die flämische Landesregierung wartet jetzt auf ein Zeichen der Großbanken, verriet Landeswirtschaftsminister Jo Brouns gegenüber VRT NWS. Ob die benötigten Gelder fließen, hängt jedoch maßgeblich von dem Sanierungsplan ab, den Van Hools Krisenmanager erarbeitet. Die Stellenkürzungen dürften der erste Baustein dieses Krisenplanes sein.