In Rostock habe man in den drei Monaten neue Passagiere gewinnen können, berichtete Verkehrssenator Holger Matthäus. „Für die Monate Juni, Juli und August lagen die Fahrgastzahlen zwischen sechs und 13 Prozent höher gegenüber dem Jahr 2019.“ Pro Tag seien das bis zu 15.000 Fahrgäste mehr gewesen. Im Juni sei mit 3,86 Millionen in der Hansestadt ein Höchststand für diesen Monat seit mehr als zehn Jahren erreicht worden. Die zusätzlichen Nutzer seien vor allem im Freizeitverkehr nachmittags und abends und auch am Wochenende Bus und Bahn gefahren.

Im Landkreis Ludwigslust-Parchim lagen die Fahrgastzahlen in den drei Monaten 23 Prozent über dem Niveau des Vergleichszeitraums 2019, sagte der Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft VLP, Stefan Lösel. Das sei ein hervorragendes Ergebnis für den ländlichen Raum. Er sprach sich für ein gestuftes Nachfolgemodell aus: Am besten wäre aus seiner Sicht ein 365-Euro-Jahresticket für den kompletten Nahverkehr in Mecklenburg-Vorpommern und ein 69-Euro-Monatsticket für die bundesweite Nahverkehrsnutzung.

Einer Umfrage des Landestourismusverbands zufolge wirkte sich das Ticket bei den meisten Tourismusbetrieben nicht auf das Geschäft aus. Mehr als drei Viertel der Betriebe gaben demnach an, dass das Angebot für sie irrelevant war. „Das Ticket hat seine zusätzlichen Wirkungen vor allem im Nahverkehr. Touristisch gibt es Nachholbedarf bei Linien, Takten und Frequenzen“, sagte der Tourismusbeauftragte des Landes, Tobias Woitendorf. Die bestehenden Verbindungen in die Tourismusregionen seien schon vor Einführung des Tickets stark genutzt gewesen.

Die Saisonumfrage des Landestourismusverbandes unter mehr als 450 Unternehmen richtete sich etwa an Hotels, Pensionen und Betreiber von Ferienwohnungen sowie Gastronomiebetriebe, Freizeitanbieter sowie Verkehrsträger wie Nahverkehrsbetriebe. Verkehrsträger gaben eine geringere Gästezufriedenheit als die anderen Branchen an. Nur jedes zweite Unternehmen spricht hier von zufriedenen Gästen.

„Die Unzufriedenheit bei den Verkehrsträgern ist auf die Unsicherheiten im Zuge der Einführung des 9-Euro-Tickets zurückzuführen“, erklärte Woitendorf. „Hier kam es insbesondere auf den Strecken aus den Metropolen Hamburg und Berlin nach Mecklenburg-Vorpommern zu Überlastungen, die kurzfristig nicht abgefedert werden konnten.“ Bei einer Neuauflage bräuchte es eine stärkere Betrachtung touristischer Ströme.

Der Rostocker Verkehrssenator Matthäus verfolgt die Diskussionen über Nachfolgemodelle mit Interesse. Wichtig ist für ihn, dass der ÖPNV attraktiver wird. Nötig seien neue Verbindungen, bessere Takte und ein verlässliches Angebot. „Die Finanzierung dafür fehlt bisher.“ 

Mecklenburg-Vorpommerns Verkehrsminister Reinhard Meyer sieht hier den Bund in der Pflicht. Er sprach sich für ein bundesweit gültiges Nahverkehrsticket. Dies hänge allerdings stark von der Beteiligung des Bundes ab.