Um ungeschützte Verkehrsteilnehmer (VRU's) von anderen Objekten wie parkenden Autos, Ampeln oder Pollern unterscheiden, setzt die Rosho GmbH jetzt eine hochentwickelte Deep Learning (Kl)-Software ein, die das Bildmaterial der Kamera permanent und innerhalb von Millisekunden analysiert. „Zur Klassifizierung der Objekte verwendet die KI-Software neuronale Netze, die mit vielen Millionen Bildern angelernt wurden“, erklärt Andreas Hannig vom technischen Produktmanagement bei Rosho. Für das Training des neuronalen Netzes hat Rosho auf Bilddatenbanken zurückgegriffen und über zwei Jahre lang Bilder in Hamburg und Hannover zu unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten aufgenommen. Diese wurden über die sogenannte Augmentierung (Verstärkung) wiederum zu vielen Millionen Bildern verarbeitet.

 

Die integrierte KI kommt ohne zusätzliche Sensorik aus

Damit sorgt der neue Abbiegeassistent TurnCAM® KI für zusätzliche Sicherheit beim Abbiegen, denn er erkennt und entschärft kritische Verkehrssituationen selbstständig. „Die Basis ist eine intelligente Bildbearbeitung. Dabei wird der Nahbereich seitlich vom Fahrzeug durch eine speziell entwickelte Seitenkamera überwacht“, erklärt Hannig. Das System warnt den Fahrer, wenn sich Fußgänger oder Fahrradfahrer in den Abdeckungsbereich der Kamera begeben – unabhängig von der Eintrittsrichtung. Der Abdeckungsbereich gemäß der ECE R151 von mindestens dreißig Metern nach hinten und sieben Metern nach vorn, gemessen an der rechten Vorderecke des Fahrzeuges, wird bei Beachtung der Mindestanbauhöhe und des Montagebereichs spielend erreicht, so der Hersteller.

 

Die Warnung für den Fahrer erfolgt sodann dreistufig:

  • Als optisches Informationssignal (Dreieck) bei vulnerablen Straßennutzern im Abdeckungsbereich.
  • Als optisches Warnsignal bei erhöhtem Kollisionsrisiko im Nahbereich des Fahrzeuges. Dieses Signal wird auf dem LED-Indikator oder dem Monitor dargestellt, der in der Fahrerkabine verbaut ist.
  • In der dritten und höchsten Warnstufe ertönt zusätzlich ein Warnton beim Einleiten des Abbiegevorgangs, also durch den Fahrtrichtungsanzeiger oder den Lenkeinschlag. Die dritte Warnstufe lässt sich allerdings nur optional hinzubuchen.

Das System aktiviert sich im unteren Geschwindigkeitsbereich zwischen Null und 35 km/h automatisch ohne Zutun des Fahrers. Über eine Kalibrationssoftware lässt es sich so einstellen, dass es auch bei höheren Geschwindigkeiten dauerhaft aktiv bleibt. Nach erfolgter Kalibration kann der Fahrer selbst keine Einstellungen an dem System mehr vornehmen oder es manuell ausschalten. Auf Wunsch werden die gefährdeten Verkehrsteilnehmer außerhalb des Busses auf dem Monitorbild zusätzlich mit gelben bzw. roten „Boundingboxen“ oder Begrenzungsrahmen markiert. Eine genaue Montageanleitung liegt dem System bei; auf Wunsch installiert es der Hersteller direkt in den Kraftfahrzeugen.

Derzeit sind es noch rund 3200 Unfälle, die jährlich zwischen Lkw bzw. Bussen und Radfahrern passieren, die meisten davon beim Abbiegen. Mit der neuen TurnCAM® KI dürften sie jedoch deutlich in ihrer Zahl abnehmen.