Die heute bekanntgewordenen Fusion des deutschen Fernbusmarktführers Flixbus mit dem von der Deutschen Post betriebenen Postbus lässt den Marktanteil von Flixbus am deutschen Fernbusmarkt auf über 80 Prozent klettern.

Das wirft einige Fragen auf, die heute in den Medien bereits diskutiert wurden: Könnte das Bundeskartellamt einschreiten, weil ein Anbieter nun die größte Marktmacht eindeutig auf seiner Seite hat? Kann Flixbus die Preise am deutschen Fernbusmarkt diktieren? Und werden diese – wie Christian Janisch, Gründer und Geschäftsführer von Deinbus,  befürchtet – nun ansteigen?

Bundeskartellamt wird nicht aktiv

In Bezug auf das Bundeskartellamt ist zunächst Entwarnung zu geben. Die Übernahme von Postbus durch den Fernbus-Marktführer Flixbus hat keine kartellrechtlichen Konsequenzen. Der Zusammenschluss sei nicht anmeldepflichtig, da das Vorhaben die geltenden Umsatzschwellen nicht erreiche, sagte Kartellamt-Sprecher Michael Detering am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Beide Unternehmen hätten die Behörde vorab über die geplante Fusion informiert.

Auf der Grundlage der vorliegenden Informationen sieht das Bundeskartellamt derzeit keine Veranlassung für eine weitergehende Prüfung." Das Kartellamt prüft eine Fusion den Angaben nach erst, wenn ein Unternehmen 5 Millionen Euro, das andere 25 Millionen Euro und beide zusammen 500 Millionen Euro im Jahr umsetzen.

Natürlich gewachsenes Monopol / steigen jetzt die Preise?

In eine anlässlich der Fusion versendeten Pressemitteilung meldet Deinbus-Gründer und Geschäftsführer Christian Janisch Bedenken an der künftigen Preispolitik auf dem Fernbusmarkt. Nun seien, neben dem Fernbus-Pionier, der einst den Weg für die Liberalisierung des Fernbusmarktes freiräumte, nur noch Marktführer Flixbus und die Deutsche Bahn am Markt. Deinbus sieht sich damit mit zwei Konkurrenten konfrontiert, die dem Unternehmen in Sachen Finanzkraft und Marktmacht haushoch überlegen sind. In der Pressemitteilung heißt es wörtlich:

Mit der heute bekanntgewordenen Übernahme von Postbus wird Flixbus (nach den bisherigen Übernahmen von Megabus, Expressbus, Meinfernbus, DeluxExpress, ...) mit 90% Marktanteil zum Monopolisten im Fernbusmarkt. Im öffentlichen Fernverkehr (Fernzug und Fernbus kombiniert) gibt es ein Duopol. Für Verbraucher bedeutet das kurzfristig höhere Preise und mittelfristig weniger Auswahl.

Bisher hat Flixbus durch drei große Übernahmen von sich reden gemacht:

Meinfernbus, Übernahme Januar 2015, bis zu diesem Zeitpunkt deutscher Fernbusmarktführer mit 70% Marktanteil"Megabus", Übernahme Anfang Juli 2016, Eigentümer Stagecoach Group, das zweitgrößte Verkehrsunternehmen Großbritanniens mit 2,8 Mrd. Pfund Jahresumsatz "Postbus", Eigentümer Deutsche Post AG, größtes Logistikunternehmen der Welt mit 60 Mrd. Euro Jahresumsatz.. Flixbus kauft sich so mit viel Kapital (hinter Flixbus steht "General Atlantic", US-Amerikanischer Wachstumsfinanzierer) zum Monopolisten. Dem Kartellamt sind die Hände gebunden - es darf nicht eingreifen, da es sich beim Monopol von Flixbus um ein natürlich gewachsenes Monopol handelt."

Alexander Kuhr, Gründer und Geschäftsführer von Deinbus appeliert an die Politik: Wir fragen uns, ob die Politik ihr Ziel "Mehr Wettbewerb im Fernverkehr durch Liberalisierung der Fernbusse" erreicht hat, wenn es nun ein doppeltes Monopol zwischen Flixbus und der Bahn gibt. Die Politik hat es in der Hand, den Wettbewerb zu erhalten, für günstige Mobilität zu sorgen und ein dichtes Fernverkehrsangebot zu schaffen."

Auch Eigentümer und Geschäftsführer Tillmann Raith geht davon aus, dass Flixbus sich nun die "Monopolistenrente" abschöpfen werde. Wer weiterhin die Auswahl und günstige Preise haben wolle, müsse deshalb jetzt vom Monopolisten wegwechseln, findet Geschäftsführer und Gründer Christian Janisch. Wie viele Menschen davon Gebrauch machen werden und ob die Preise wirklich steigen, lässt sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht zweifelsfrei sagen. Die Lehren aus anderen Fusionen zeigen jedoch, dass eine Preisanpassung wahrscheinlich ist.

Postbuslinien fahren wie geplant / Postbus-Gutscheine für Fahrten ab dem 1. November können bei Flixbus eingelöst werden

Bis zum 31. Oktober fahren alle Postbus-Linien wie geplant, danach werden sie ins Flixbus-Netz überführt, teilte Flixbus mit. Postbus-Tickets wurden und werden nur bis zum Stichtag am 31. Oktober verkauft. Lediglich die Zubringer zum Flughafen München werden ab Deutschland bis zum 14. Dezember durchgeführt, ab Österreich bis 11. Februar 2017.

Bei Postbus gab es für Stammkunden bislang für 25 Euro eine Kundenkarte, mit der Tickets um 25 Prozent günstiger waren. Wer in Besitz einer solche Karte ist, bekommt von Flixbus als Ersatz Freifahrtgutscheine oder eine anteilige Erstattung, so Flixbus. Höhe und Umfang hingen jeweils vom Einzelfall ab, etwa dem Kaufdatum. Eine vergleichbare Rabattkarte gibt es bei Flixbus nicht.

Ob die bestehenden Busse der Postbus-Flotte in Zukunft für Flixbus fahren, ist offen. Die 15 Postbus-Subunternehmen, denen die rund 100 Postbusse gehören, erhielten die Möglichkeit, in neue Partnerverträge mit Flixbus einzusteigen, erklärt Flixbus. Sowohl bei Flixbus als auch bei Postbus würden vergleichbare Komfortstandards gelten, so das Unternehmen. Die wesentlichen Ausstattungsmerkmale sind den Angaben zufolge ähnlich: Beide Anbieter bieten derzeit in der Regel Getränke und Snacks, Gratis-WLAN, Steckdosen sowie Filme und Musik über ein Media Center an. Es kann aber Ausnahmen geben.

Bundesverkehrsminister Dobrindt erwartet steigende Preise

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt rechnet langfristig mit steigenden Fahrpreisen für Fernbusse. "Ob es jetzt zu einer Preisanpassung kommt, kann man noch nicht vorhersagen", sagte der CSU-Politiker am Mittwoch mit Blick auf die geplante Übernahme von Postbus durch Marktführer Flixbus. "Aber langfristig scheint ja wohl das Ziel solcher Fusionen zu sein, durch Konsolidierung eine Preisanpassung zu erwirken." Dies sei generell nicht falsch, da es einen Fernbusmarkt nur geben könne, wenn Anbieter schwarze Zahlen erwirtschafteten. Daher sei es langfristig nötig, "dass wir hier zu realen Preisen kommen, gerade auch im Wettbewerb mit der Bahn."