Der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) begrüßt das von der Bundesregierung geplante 9-Euro-Ticket im ÖPNV. Man stehe dem Vorhaben offen gegenüber, „da die Aktion unsere Anstrengungen stärkt, Fahrgäste nach der Pandemie zurückzugewinnen und wir alle Maßnahmen, die Bus- und Bahnfahren einfacher und attraktiver machen, unterstützen“, sagte RMV-Geschäftsführer Knut Ringat in Frankfurt.

Er gehe davon aus, dass die Bundesregierung „alle mit der Aktion verbundenen Kosten“ trage, betonte Ringat. Dazu zählten der Ausgleich von Einnahmenausfällen und Kosten für Zusatzfahrten sowie Aufwand für die Organisation. Die Aktion dürfe zudem die finanzielle Lage der Verkehrsunternehmen und Verkehrsverbünde, die ohnehin unter steigenden Energiekosten und coronabedingt niedrigeren Einnahmen litten, nicht belasten. „Zudem gehen wir davon aus, dass die alleine im RMV rund eine Million Stammkundinnen und Stammkunden bei der Sonderaktion angemessen berücksichtigt werden.“ Der RMV ist nach eigenen Angaben einer der größten deutschen Verkehrsverbünde und befördert rund 2,5 Millionen Fahrgäste pro Werktag.

Grundsätzliche Zustimmung kam auch von Hessens Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne): „Selbstverständlich ist es richtig, nicht nur Autofahrerinnen und Autofahrer zu entlasten, sondern auch die Fahrgäste der umweltfreundlichen öffentlichen Verkehrsmittel.“ Wie das auf Bundesebene für drei Monate beschlossene 9-Euro-Ticket für den ÖPNV konkret umgesetzt werden soll, stehe allerdings noch nicht fest. Wichtig sei, dass diese Entlastung kundenorientiert ablaufe und die Verkehrsverbünde organisatorisch nicht überfordere. 

Weil die Idee eines 9-Euro-Tickets für drei Monate in der Umsetzung sehr aufwendig erscheine, habe die Verkehrsministerkonferenz dem Bundesverkehrsminister mehrheitlich den Vorschlag gemacht, die Fahrt mit Bus und Bahn für drei Monate komplett kostenfrei anzubieten, erklärte der Grünen-Politiker. „Und zwar für denselben Zeitraum wie die Senkung der Energiesteuer auf Diesel und Benzin.“ Ein solches befristetes kostenloses Angebot wäre einfacher umzusetzen und entlaste nicht nur die regelmäßigen Nutzer von Bus und Bahn, sondern könnte für viele ein Anreiz sein, den umweltfreundlichen öffentlichen Nahverkehr auszuprobieren.

Informationen zur Umsetzung fehlen

Auch in Hannover und Bremen stößt die Ankündigung der Bundesregierung, ein 9-Euro-Monatsticket für den Nahverkehr einzuführen, auf ein positives Echo. Allerdings sehen die Region Hannover als Träger des Verkehrsverbunds GVH und der Verkehrsverbund Bremen-Niedersachsen (VBN) noch eine Reihe offener Fragen.

Regionspräsident Steffen Krach erklärte, er begrüße das 9-Euro-Ticket sehr. „Für mich stellt sich allerdings die Frage, was danach kommt. Wenn wir wirklich eine Mobilitätswende schaffen wollen, brauchen wir dauerhaft einen günstigen ÖPNV. Und dafür muss auch langfristig Geld zur Verfügung stehen“, sagte der SPD-Politiker. Krach verwies auch auf Pläne der Region Hannover, ein 365-Euro-Jahresticket einzuführen.

VBN-Geschäftsführer Rainer Counen sagte, er sehe das Ticket als Entlastungsmaßnahme und als Anreiz, Bus und Bahn zu nutzen, positiv. Allerdings fehlten noch Informationen zur Umsetzung. Eine Steigerung der Fahrgastzahlen durch das Ticket bezeichnete er als wünschenswert, jedoch gebe es auch gegenläufige Effekte – insbesondere durch Corona: „Hohe Inzidenzen stehen der Nutzung von Bussen und Bahnen immer noch im Wege, durch mobiles Arbeiten sind Fahrtanlässe weggefallen“ – auf der anderen Seite könnten die hohen Preise für Benzin und Diesel zu einer höheren Nutzung des Nahverkehrs führen. „Daher ist es im Moment schwierig zu beurteilen, wie sich das Nutzerverhalten entwickelt.“

Sowohl Krach als auch Counen sprachen sich zudem dafür aus, dass von der Vergünstigung auch Bestandskunden profitieren sollen. Dazu könnten bestehende Abos um drei Monate verlängert oder Differenzbeträge ausgezahlt werden, schlug Regionspräsident Krach vor. VBN-Geschäftsführer Counen betonte, eine Berücksichtigung der Bestandskunden sei umsetzbar, weil es in der Regel automatisierte Rechnungsläufe gebe, die angepasst werden können.

Die Ampelkoalition aus SPD, FDP und Grünen hatte am Donnerstag (24. März 2022) verkündet, dass für 90 Tage eine Fahrkarte im Öffentlichen Nahverkehr für neun Euro pro Monat eingeführt werden soll. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) betonte nach Beratungen der Verkehrsminister von Bund und Ländern am Freitag, dass die vergünstigten Tickets auch für Abos gelten sollten – also etwa Jahres- oder Monatskarten. Die Kosten für Abos würden dann nicht abgebucht oder erstattet, machte Wissing deutlich. Als Starttermin für das vergünstigte Ticket war dem Vernehmen nach der 01. Mai oder 01. Juni im Gespräch.