Die Passionsspiele 2022 in Oberammergau finden vom 14. Mai bis 02. Oktober 2022 Nach der Verschiebung der Passionsspiele von 2020 auf 2022 haben übrigens so einige Oberammergauer ihre Haare länger gelassen. „Ich hätte es nicht übers Herz gebracht, meine langen Haare ganz kurz zu scheren“, verrät Johannes-Darsteller Anton Preisinger Junior und ergänzt „damit spare ich mir den Übergang von Kurz- auf Langhaarfrisur und diese ungute Zwischenlänge.“ Und Spitzen schneiden ist selbstverständlich erlaubt, Haar- und Bartpflege für die Oberammergauer durchaus ein Thema.
Eine kleine Anpassung gibt es jedoch in diesem Jahr. Durch die FFP2-Maskenpflicht in Bayern wird der Barterlass etwas lockerer genommen. „Der Fokus liegt klar auf den Haaren, es dauert seine Zeit bis die Haare die gewünschte Länge haben.“ sagt Christian Stückl. Bei den Bärten wäre eine Vorlaufzeit von vier bis fünf Monaten ausreichend.
„Der Haar- und Barterlass ist eine sehr alte Tradition“, erzählt Spielleiter Christian Stückl. „Während früher nur Männer dazu aufgerufen wurden, sich Haare wachsen und Bärte stehen zu lassen – Frauen trugen ihre Haare sowieso lang – gilt der Erlass heute für beide Geschlechter gleichermaßen.“ Wann genau diese Tradition ihren Anfang nahm, lässt sich nicht so genau rekonstruieren. Man geht davon aus, dass der Erlass etwa 200 Jahre zurückdatiert, als die Oberammergauer damit begannen, mehr als 50 Aufführungen pro Spielzeit auf die Bühne und die Passionsspiele damit einem sehr großen Publikum näher zu bringen. Zu Beginn standen „nur“ drei bis vier Spieltermine auf dem Programm, was den Aufwand wohl nicht gelohnt hätte. Nun verkünden Plakate und Bekanntmachungen den Anfang des 15-monatigen Friseurverbots. Ab dann beginnen die Darsteller mit der optischen Veränderung in ihre Rolle hineinzuwachsen.
„Das ist der Moment, ab dem man die Begeisterung für die Passionsspiele im Ort noch mehr zu spüren bekommt“, freut sich Andreas Rödl auf den Erlass, den er zum ersten Mal als Bürgermeister unterzeichnet. Das Gemeindeoberhaupt ist selbst von klein auf Teil der Aufführung und kann sich an seine ersten Passionsspiele mit fünf Jahren noch gut erinnern. 2022 ist er im Chor dabei. Diesmal mit langen Haaren. Denn in seinem früheren Beruf als Polizist, kam er ausschließlich für „Kurzhaarrollen“ in Frage. Die römischen Soldaten, die Helfer hinter den Kulissen und die Orchestermitglieder sind als Einzige vom Erlass ausgenommen.
Zeitgleich mit dem Haar- und Barterlass startet am Aschermittwoch der Vorverkauf für die Jugendtage, die die Passionsspiele erstmals ausschließlich jungen Besuchern zwischen 16 und 28 Jahren näherbringen. „Die Initiative geht darauf zurück, jungen Menschen die Faszination des Lebens und Sterbens Christi und vor allem auch die Geschichte der Oberammergauer Passionsspiele, zu vermitteln“, betont Spielleiter Christian Stückl.
An zwei Tagen der sogenannten Probespiele, am 07. und 08. Mai, sitzen nur junge Leute im Publikum. Vorab gibt es eine Einführung in den Ursprung der Passionsspiele, die auf ein Gelübde aus dem Jahr 1633 zurückgehen. Zudem haben die Besucher im Anschluss die Möglichkeit, sich mit den Darstellern über diese gelebte Tradition sowie kulturelle und religiöse Aspekte des Spiels auszutauschen. Die Jugendtage sind überkonfessionell und richten sich an alle Nationalitäten. Neben stark vergünstigten Ticketpreisen werden auch Unterkünfte zu Spezialpreisen angeboten.