„Der öffentliche Nahverkehr ist eine Grundvoraussetzung, um die räumliche Gerechtigkeit zwischen den Regionen sicherzustellen“, sagt LBO-Geschäftsführer Stephan Rabl.

Hintergrund ist die Initiative der Bayerischen Staatsregierung, das 365-Euro-Jahresticket für Schüler und Auszubildende ab dem Schuljahr 2020/21 auf die sechs größten Ballungsräume in Bayern auszuweiten. Neben Nürnberg sollen auch München, Augsburg, Regensburg, Ingolstadt und Würzburg das Ticket einführen können, teilte der Landesverband Bayerischer Omnibusunternehmen (LBO) mit.

Der Freistaat bietet den Kommunen an, zwei Drittel der hieraus entstehenden Mindereinnahmen auszugleichen. Der LBO sieht das Ganze kritisch. Der Verband begrüße grundsätzlich die Förderung von Bus und Bahn im Ausbildungsverkehr, aber weist ausdrücklich darauf hin, dass auch in der Fläche Jugendliche auf ein funktionierendes öffentliches Verkehrssystem angewiesen sind. „Die Bevölkerung auf dem Land darf verkehrlich nicht abgehängt werden. Hier stellt der Schülerverkehr mit einem Anteil von 80 Prozent das Rückgrat des ÖPNV dar“, stellt der LBO klar.

Verkehrs- und klimapolitisch sei es richtig, Jugendlichen das Bus- und Bahnfahren schmackhaft zu machen, die Politik müsse aber aufpassen, dass die Schere zwischen Stadt und Land nicht noch mehr auseinanderklaffe, betonte der Landesverband. Auch in der Fläche müsse der öffentliche Nahverkehr nachhaltig gefördert werden, „um gleichwertige Lebensverhältnisse und soziale Chancengleichheit für alle Bürger in ganz Bayern zu schaffen“, so LBO-Geschäftsführer Stephan Rabl. Neben tarifpolitischen Maßnahmen brauche auch der ländliche Raum ein attraktives Leistungsangebot und eine flächendeckende Infrastruktur, fordert Rabl.

Seit Jahren seien die Mobilitätsressourcen ungleich verteilt. Die ÖPNV-Angebote im ländlichen Raum seien immer mehr ausgedünnt worden. Dies belege unter anderem die hohe Zahl an Führerschein-Sondergenehmigungen für Minderjährige in ländlichen Gebieten, untermauert der LBO. Laut einer aktuellen Anfrage der Bayern SPD seien beispielsweise in Niederbayern im Jahr 2018 379 Sondergenehmigungen erteilt worden, während in Oberbayern – mit fast viermal so viel Einwohnern – nur 35 Minderjährige vorzeitig einen Führerschein erhalten haben.